Rad dreht sich. Aufpassen soll man, dass man nicht drunter kommt. Mühlen der Bildung und des Soziallebens. Uni, Menschen, Straße, Mensa, Uni, Schreibtisch. Fressen, Hungern, Fressen. Last but not least: weiter fressen. Ein bisschen öde, nicht? Wüsste auch nicht, dass Ruin und halbherzige Absättigung jemals unterhaltsam gewesen wäre…
Ich frage mich, wie normale Menschen aus diesem ganzen Kram etwas Genussvolles machen. Wie kann Essen genussvoll sein, wenn man es jeden Tag hat? Das ist unlogisch. Zwangsläufig müssen mehrere Mahlzeiten des Tages zu öden Riten verkommen und andere dafür wiederum aufgewertet werden. Diese werden dann zelebriert, die Frage ist nur, was an ein paar chemischen Reaktionen so spannend ist, dass man seinen Tagesablauf danach ausrichtet und es gleich kategorisch verpönt werden muss, wenn man das Essen verweigert und missbilligt. Ich wette, es gibt mehr Koch- als Fickbücher (was ja auch nicht verwunderlich ist, denn Essen ist für Menschen eine aktuellere Lebensnotwendigkeit als sexuelle Befriedigung). Da bekommt Food Porn einen lustigen neuen Klang, nicht? (Btw: Ich gehe davon aus, dass alle wissen, was Food Porn ist … Falls nicht: Fressgelüste hervorrufende Fotos von Leckereien angaffen).
Wo war ich?
Ach ja. Leute essen Essen und finden es toll. Sie geben ihm individuelle Namen und importieren neue Zubereitungstechniken, um sich dann für 10 Minuten vollen Mundes gut zu fühlen. Ich habe das einmal beobachtet. Während ich 2 Stunden mit einem Muffin und einem Kaffee ohne Milch zufrieden da sitzen und eine Zeitung lesen kann (also schon mal 2 Stunden in einen Café verbringe, statt nach finanziell unrechtfertigbaren 10 min schon durch zu sein und den Ort der Dienstleistung, Wärme und sitzbeinfreundlichen Möbel vollkommen sinnloser Weise viel zu früh wieder zu verlassen), beendet der Standard-User seine Mahlzeit und seinen Kaffee innerhalb von weniger als einer halben Stunde. Dann geht er und vermisst rein gar nichts.
Das ist es, echt, das?!
Nee, nee, Leute. Das ist es nicht.
Ich sage euch mal was es ist.
Das ist es:
Ankommen im Café. Zigarette rauchen. Die Kellnerin wegschicken, weil man sich noch nichts überlegt hat (alles zu fett), Essen streichen, Kaffeekarte angucken, Kaffee bestellen wollen, dann doch nicht, da man sich noch nicht komplett gegen das Essen entschieden hat und Kaffee und Essen unbedingt zusammen eingenommen werden müssen, weil sonst der Kaffee vor dem Essen kalt wäre und das wäre Frevel. Essen anschauen. Die Kellnerin kommen sehen, in Panik geraten und entweder das bestschmeckendste kleinste Essen oder das kalorienärmste bestellen (was aber meistens nicht schmeckt). Dazu Kaffee natürlich. In der Wartezeit noch eine rauchen. Eine Zeitung holen. Der Muffin ohne Schokolade kommt (ich würde nie einen Muffin irgendwo bestellen, Muffins sind Take-away-food, also stellt euch irgendein kleines Stück Essen vor, was schmeckt und nicht allzu fett ist, es wird ja ohnehin die einzige Mahlzeit des Tages sein, also was soll’s). Das Essen wird nach striktem Schema gegessen (beim Muffin erst die Unterseite essen, dann das Innere, dann die verbliebene Kruste). Ein zweiter Kaffee wird geordert. Das Ganze wird regelmäßig unterbrochen durch Blicke aufs Handy, in die Zeitung oder den Laptop mit der neuesten wissenschaftlichen Scheiße, die man sich als psychisch alterierter Uni-Sklave so reinziehen darf, wenn man schon die Zeit (?) zum Kaffeetrinken hat. Die soziale = unangenehme Interaktion des Zahlens wird noch ein bisschen heraus gezögert, während man sich in seiner natürlich stillen Ecke auf das Streiflicht (einen von mir goutierten Teil der SZ) konzentriert.
Ich behaupte, diese eine Mahlzeit (als Insel der Zeit zwischen Hektik, Alltag und chronischer Ermüdung durch Hunger) schmeckt mir besser, als dem Sakko-Bonzen in der überteuerten Lounge sein dekadentes Frühstück je schmecken wird.
Nicht dass ich idiotisches Essverhalten gutheiße (nein, gar nicht), nun ja… Ich finde einfach, dass dieser ganze Pampf überbewertet wird. Es sind nur lächerliche Nahrungsmittel und wenn man sie zelebrieren will, soll man das doch tun. Aber zu behaupten, dass gutes Essen so und nur so abläuft, ist arrogant. Vmtl. gibt es eine ganze Menge Essgestörte, die das Essen als reine Qual empfinden, aber d.h. nicht, dass sie den Geschmackssinn verloren haben. Ich meinerseits habe den Sinn für die Freude daran verloren. Es ist einfach eine kindliche Freude. Es ist die gleiche Freude wie über die frisch gekackte Wurst. Toll. Ich bin nicht mehr drei. Ein Brot bedeutet was, wenn ich es will und das ist nach 3 Tagen ohne Brot – und nicht nach „Morgens Sandwich, mittags Brötchen, abends Brot – Brot Brot Brot“ gähn…
Diese Essenspropaganda ist geradezu diskriminierend! Sie verlangen, dass es uns schmeckt – und zwar FÜNF MAL AM TAG!! Fünf! This is insane! Nicht wir sind krank. Ihr seid krank. Was sollen wir nun tun – täglich brav essen, regelmäßige Nahrungszufuhr. Wie gesagt. Eine niedere Funktion, ganz wie oben beschrieben. Soll es das nicht sein, wäre es ja etwas Besseres, nämlich eine Art Genuss. Genuss und Regelmäßigkeit widersprechen sich, wobei wir oben wieder angekommen wären. Hahaha.
Ich fordere: Schluss mit antianorektischer Fresspropaganda!
Wir wollen suppenkaspern, wann wir wollen, wo wir wollen und solange wir wollen 😉
Okay… genug Satire für heute. Ich bin verdammt müde.
Übrigens liegt das nicht an meinem Essverhalten (oh yeah … und jetzt her mit den Kommentaren von den radikalen Gesundheitsaposteln, die den Witz nicht verstanden haben, los, macht euch zum Ei, ich will auch mal lachen, wo ich doch sonst 24-7 dank ES nur leide und leide und *g*. Und ja… ich habe in Erwägung gezogen, diese Schmähschrift mit LMAA zu taggen, ich gebe es zu…
Eure Me.